Warum das automatische Pensionssplitting jetzt umgesetzt werden muss! - Österreichischer Seniorenbund

Warum das automatische Pensionssplitting jetzt umgesetzt werden muss!

Das Thema der Woche

Ingrid Korosec

Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.

erschienen am 15.04.2024

Seit über 30 Jahren setze ich mich für das Pensionssplitting, also die Aufteilung von Pensionszeiten zwischen Eltern zur Kompensation von Erwerbsausfällen durch Kindererziehung, ein. Hierbei überträgt der besser verdienende Elternteil – meist der Vater – einen Teil seiner Pensionsansprüche an den geringer verdienenden – häufig die Mutter.
 
Denn es ist eine traurige Realität, dass Frauen in der Regel immer noch weniger als Männer verdienen. Kommt dann noch der Karriereknick durch Karenz dazu und gehen Frauen danach aufgrund von Betreuungspflichten in Teilzeit, schnappt die Teilzeitfalle zu. Diese führt nicht nur zu einem geringeren Einkommen, sondern in Folge auch zu geringeren Pensionen. Diese Tatsache ist vielen Frauen jedoch nicht bewusst und das böse Erwachen folgt oftmals erst im Alter.
 
2005 wurde das freiwillige Pensionssplitting („Opt-In“) eingeführt, aber 2023 lediglich 1.348 Mal bei der Pensionsversicherungsanstalt beantragt. Diese aktuelle Zahl zeigt, dass die Option des freiwilligen Pensionssplittings nach fast 20 Jahren kaum in Anspruch genommen wird. Die aktive Beantragung ist dabei eine nicht zu unterschätzende Hürde, die weit über die eigentliche Antragsstellung hinausgeht.
 
Es ist daher höchste Zeit das Pensionssplitting zu automatisieren. Die Pensionen von Eltern würden dann automatisch gesplittet werden, es sei denn, sie entscheiden sich aktiv dagegen. Eine „Opt-Out“-Möglichkeit ist wichtig, um Flexibilität zu gewährleisten, aber die automatische Regelung wäre ein entscheidender Schritt für mehr Fairness und Anerkennung der Kindererziehung als wertvolle Arbeit.
 
Die Einführung des automatischen Pensionssplittings würde darüber hinaus wichtige Diskussionen über die faire Aufteilung von Kinderbetreuung und Haushaltsführung anregen und könnte so dazu beitragen, traditionelle Geschlechterrollen aufzubrechen. Ich behaupte sogar, dass das automatische Pensionssplitting nicht nur das Potenzial hat, den Gender Pension Gap zu verkleinern und damit eine bedeutende Rolle im Kampf gegen Altersarmut zu spielen. Es würde auch dazu beitragen, die Lebensrealitäten von Frauen zu verbessern, den Gender Pay Gap zu verringern und ein neues Verständnis und Wertschätzung von Care-Arbeit zu schaffen.
 
Wie Jeannine Hierländer vergangene Woche in einem Beitrag für die "Die Presse" richtig anmerkt: „Die Abschaffung der Lohnunterschiede wird sich in dieser Legislaturperiode nicht mehr ausgehen. Das automatische Pensionssplitting schon.“
 
Umso mehr, als das automatische Pensionssplitting ein Teil des aktuellen Regierungsprogramms ist. Ich appelliere daher an die Regierung keine Zeit mehr verstreichen zu lassen und das längt überfällige automatische Pensionssplitting noch in dieser Legislaturperiode zu beschließen!                                                                                                       

Ihre
Ingrid Korosec

* PENSIONS AT A GLANCE 2023 © OECD 2023

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