Eine echte Pflegereform ist mehr! - Österreichischer Seniorenbund

Eine echte Pflegereform ist mehr!

Das Thema der Woche

Ingrid Korosec

Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.

erschienen am 12.02.2024

Letzte Woche wurde der neue Pflegepersonalbedarfsprognose-Bericht von Gesundheit Österreich veröffentlicht. Dieser Bericht prognostiziert, dass wir bis zum Jahr 2050 bis zu 200.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigen, um den Bedürfnissen unserer alternden Gesellschaft gerecht zu werden. Diese Zahl unterstreicht die Herausforderung, vor der wir stehen, und macht die Dringlichkeit einer umfassenden Pflegereform deutlich. Denn auch wenn erste Maßnahmen zur Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland gesetzt wurden und Initiativen des Arbeitsmarktservice wichtige Schritte sind, werden sie der Komplexität und Herausforderung der Pflege bei weitem nicht gerecht.

Pflege neu gedacht

Angesichts dieser Prognose und den bestehenden Herausforderungen in der Pflege braucht es dringend den Mut, neue Wege zu gehen und innovative Lösungen zu finden, die sowohl den Bedürfnissen älterer Menschen, als auch der Menschen, die ihr Leben in den Dienst der Pflege stellen, gerecht zu werden. Um Menschen ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen, kommen wir nicht umhin, die Pflege neu zu denken und an vielen Stellen anzusetzen. Die Erhöhung der Pflegefachkräfte ist dabei unbestritten eine unerlässliche Maßnahme im Kampf gegen den Personalmangel, aber sie greift zu kurz und ist nicht nachhaltig genug.

Eine Pflegereform im Trend der Zeit mit Fokus auf Nachhaltigkeit

Die Pflege ist mit hoher mentaler und körperlicher Belastung verbunden und erfährt bis dato bedauerlicherweise viel zu wenig gesellschaftliche und monetäre Anerkennung. Deshalb braucht es eine umfassende Pflegereform, mit einem ganzheitlichen Ansatz.

Neben der Personalfrage gilt es beispielsweise neue Potenziale zu nützen. Die Digitalisierung im Pflegesektor, einschließlich Telecare, Telemedizin und Smart-Home-Technologien, bietet enorme Möglichkeiten, die Pflege zu Hause zu erleichtern, effizienter zu gestalten und das Pflegesystem zu entlasten. Innovationen wie diese gilt es zu nutzen und in unsere Pflegesysteme zu integrieren. Gleichzeitig braucht es die Ausweitung mobiler Pflegedienste und die Angleichung der regionalen Bedingungen bei den Kosten, sowie dem Zugang zu Betreuungsleistungen in Österreich. Zusätzlich plädiere ich für eine offene Auseinandersetzung mit bewährten internationalen Konzepten, wie etwa dem dänischen Betreuungsmodell. Es ist nicht notwendig, das Rad neu zu erfinden. Stattdessen sollten wir erprobte und erfolgreiche Ansätze als Vorlage nutzen und sie an die österreichischen Gegebenheiten anpassen. Indem wir uns an diesen erprobten Strategien orientieren, können wir den Weg zu einer faireren und effizienteren Gestaltung unserer Pflegelandschaft ebnen.

Valorisierung der Einkommensgrenze für die Förderung der 24-Stunden-Betreuung

Ein neu entstandenes, doch dringliches Anliegen, das mir am Herzen liegt, betrifft die Valorisierung der Einkommensgrenze für die Förderung der 24-Stunden-Betreuung. Die entscheidende Einkommensgrenze für den Anspruch auf diese essentielle Unterstützungsleistung blieb unangepasst, während die Pensionen in 2024 erfreulicherweise um 9,7% deutlich erhöht wurden. Diese Situation hat aber paradoxerweise dazu geführt, dass viele Senioren nun von der dringend benötigten Förderung der 24-Stunden-Betreuung ausgeschlossen sind. Es ist nicht im Sinne des Erfinders, dass durch gesetzliche Pensionsanpassungen ältere Menschen den Zugang zu notwendigen Hilfen verlieren. Ich fordere daher, dass dies sofort korrigiert wird und die Anpassung der relevanten Einkommensgrenze künftig automatisch erfolgt!

Pflege betrifft uns früher oder später alle direkt oder indirekt

Deshalb appelliere ich an alle politischen Entscheidungsträger, die Pflegereform nicht nur als eine Frage der Personalressourcen zu betrachten, sondern als eine Chance für eine grundlegende Neugestaltung des Pflege- und Betreuungssektors in Österreich. Wir müssen innovative Lösungen finden, die den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden und ihnen ein selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglichen!

Ihre
Ingrid Korosec

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