Das Thema der Woche

Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
erschienen am 28.10.2024
Die Fakten sprechen für die ältere Generation Der Bundespräsident hat den Regierungsbildungsauftrag vergeben.
Wann es eine neue Regierung gibt, ist noch ungewiss. Längst fix sind die Forderungen des Seniorenrates, dem ich dieses Jahr vorsitze, an die künftigen Koalitionäre. Ich habe kürzlich bei einer Pressekonferenz mit Pensionistenverbandspräsident Peter Kostelka auch Begehrlichkeiten anderer angesprochen. Zu der Idee, die Pensionen unter der Inflationsrate anzupassen, kommt von mir ein striktes Nein! Niemand, der das vorschlägt, würde mit einer Pension, die aktuell für Frauen durchschnittlich 1409 Euro brutto und bei Männern 2374 Euro brutto beträgt, auskommen. Und Inflationsanpassung ist kein Geldgeschenk an Pensionistinnen und Pensionisten, sondern ein Ausgleich für die Geldentwertung. Senioren zählen nicht zu den Reichsten der Gesellschaft.
Schon im Juni hat der Seniorenrat den Parteien übermittelt, was aus Sicht der älteren Generation noch zu tun ist. In Summe sind es 127 Punkte. Jetzt haben wir die wichtigsten bekräftigt.
Überlegenswert ist ein Ministerium für Altersfragen oder ein Generationenministerium. Gegen Altersdiskriminierung muss stärker vorgegangen werden - etwa durch die Verankerung des Verbots in der Verfassung. Auch durch die Digitalisierung dürfen Senioren nicht ausgegrenzt werden: Ich bin eine Freundin der Digitalisierung, es muss aber weiterhin Alles auch analog möglich sein. Niemand darf zurückgelassen werden!
Um freiwilliges Arbeiten nach der Pensionierung zu attraktiveren, sollte der Bonus dafür bis zum Alter von 69 Jahren ausgeweitet werden. Und weil wieder nach einem höheren Pensionsantrittsalter gerufen wird: Das ist nicht das Thema! Es geht darum, das faktische an das gesetzliche Antrittsalter von 65 Jahren anzugleichen.
Derzeit gehen 44 Prozent der 55- bis 64-Jährigen nicht von der Erwerbstätigkeit in Pension - wegen des Verlusts des Arbeitsplatzes, weil sie krank oder nicht berufstätig sind. Das muss sich ändern - durch ein Bündel an Maßnahmen von altersgerechten Arbeitsplätzen bis zur Sozialpartnerschaft in Unternehmen.
Statt reflexartig nach einem höheren Pensionsantrittsalter zu rufen, sollten sich manche Experten mit den tatsächlichen Zahlen beschäftigen. In den 28 Milliarden Euro, die angeblich für die Pensionen ausgegeben werden, sind nämlich Positionen eingerechnet, die etwa der Armutsbekämpfung und der Gesundheitsförderung dienen.
Wer redlich vorgeht, kommt auf 20 Milliarden. Ich agiere anhand von Fakten. Und diese sprechen für die ältere Generation!
Ihre
Ingrid Korosec
