Es braucht dringend mehr Anreize für Hausärzte! - Österreichischer Seniorenbund

Es braucht dringend mehr Anreize für Hausärzte!

Ingrid Korosec

Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.

Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger erlaubt ab Oktober Kassenärzten, andere Ärzte selbst anzustellen. Somit können Ärztinnen und Ärzte zusätzliche Medizinerinnen und Mediziner ohne viel bürokratischen Aufwand in ihre Praxen holen.

Diese Erleichterung kann aber nur der erste Schritt sein, die vielen bürokratischen und systemischen Hürden abzubauen, die den Beruf des Hausarztes immer unattraktiver machen. Seit Jahren lässt sich beobachten, dass die Zahl der niedergelassenen Kassenärzte abnimmt und immer mehr Medizinerinnen und Mediziner – egal ob Haus- oder Fachärzte – lieber den Weg des Wahlarztes einschlagen. Dieser strukturelle Mangel bedeutet nicht nur unerträglich lange Wartezeiten bei Haus- und Fachärzten, sondern weitere Anfahrtswege. Vor allem für Seniorinnen und Senioren ist das unzumutbar. Der Mangel an Hausärzten wird darüber hinaus im ländlicheren Raum spürbar. Nicht wenige kleine Gemeinden kämpfen händeringend darum, leerstehende Landarztpraxen zu besetzen.

Kein Personal-, sondern ein Verteilungsproblem

Wieso aber bleiben Stellen unbesetzt, obwohl Österreich eine der höchsten Medizinerdichten im EU-Raum hat? Unser Gesundheitssystem hat kein Personal-, sondern ein Verteilungsproblem. Der Großteil der Investitionen fließt in den Spitalsbereich, Hausärzte werden außen vor gelassen. Da ist es kein Wunder, dass Patientinnen und Patienten zu oft statt zu einem niedergelassenen Arzt in die Spitalsambulanzen gehen. Dass Krankenhäuser über heillos überlastete Ambulanzen klagen, ist die logische Folge und der falsche Weg.

Es braucht dringend eine Aufwertung des Berufszweiges Hausarzt! Dazu gehören ein erweiterter Leistungskatalog der Krankenkassen sowie eine längst überfällige Aufwertung der kassenärztlichen Leistungen. Für eine therapeutische Aussprache erhalten Hausärzte österreichweit rund 10 Euro, für ein Koordinierungsgespräch Medikamente rund 12 Euro. Leistungen zur Gesundheitsprävention, Bewegung und Patientenführung fehlen derzeit noch zur Gänze. Das drückt nicht nur die Attraktivität des Berufs Hausarzt, sondern ist auch grob kurzsichtig. Flächendeckende Gesundheitsprävention würde Folgekosten im Gesundheitssystem verhindern.

Keine Altersgrenze für Kassenärzte

Darüber hinaus fordere ich schon seit Langem, dass Allgemeinmedizinerinnen und Mediziner auch über das 70. Lebensjahr hinaus mit einem Kassenvertrag weiterarbeiten dürfen. Derzeit ist das nur in Ausnahmefällen möglich. Die Ausnahme sollte aber zur Regel werden! Ansonsten bleibt motivierten Ärztinnen und Ärzten, die auch im hohen Alter noch für Ihre Patientinnen und Patienten sorgen wollen, nur der Wechsel zum Wahlarzt oder die Pension. Die Patientenversorgung darf aber nicht vom Kalenderjahr abhängig sein.

 

Die politischen Forderungen des Seniorenbund auf einen Blick:

  • Allgemeinmedizinische Leistungen müssen im Honorarkatalog aufgewertet werden.
  • Gesundheitsprävention honorieren
  • Diätberatungen und Raucherentwöhnungen sind in den Leistungskatalog ebenso aufzunehmen wie Sport, Bewegungsanreize und Physiotherapie.
  • Österreichweite Aufhebung der Altersgrenze bei Allgemeinmedizinern über 70 Jahren mit Kassenvertrag: Bei Nachweis der durchschnittlichen Versorgungswirksamkeit soll ohne Antrag weitergearbeitet werden. Das Kalenderjahr darf nicht über die Patientenversorgung entscheiden.
  • Turnusärzte im Krankenhaus aufwerten
  • Die Visite muss wieder in die Ausbildung: Pro Spitalsabteilung ein verpflichtendes Visitations-Zimmer für Turnusärzte, um eine angeleitete Patientenbetreuung von der Aufnahme bis zur Heilung zu erlernen.
  • Bundesweites Rotationsprinzip und drei Monate Praxis für kleine Fächer.
  • Curriculum für den Turnus, überwacht und organisiert von der Ausbildungskommission der ÖÄK.
  • Hausordnung für alle Spitäler - Krankenschwestern sind zu medizinischen Assistenzleistungen befähigt. Infusionen aufhängen, EKGs schreiben und Blutabnahmen sollen in Zukunft wieder Schwestern leisten.
  • Darüber hinaus auch Ausbau der Lehrpraxen (das sind bestehende Ordinationen von Allgemeinmedizinern oder Fachärzten), in denen Turnusärzte ebenfalls praktische Erfahrungen sammeln können.

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